VITA AKZENT LC: Ein implantatprothetisches Kunststück in der ästhetischen Zone

Jürgen Freitag, ZTM, Bad Homburg, Deutschland

Ausgangssituation vs. Finales Ergebnis

Gut Ding will Weile haben! Das gilt vor allem in der Implantologie, wenn das Zahnfleisch in der ästhetischen Zone erst noch operativ rekonstruiert und ausgeformt werden soll. Langzeitprovisorien sind bei solchen sukzessiven Veränderungen der gingivalen Architektur ein wichtiges Hilfsmittel, da diese durch ihre Form das spätere Pontic Design vorgeben. Da die rote Ästhetik in solchen Fällen Zeit braucht, ist es umso wichtiger, Patientinnen und Patienten über den längeren Therapiezeitraum nicht nur morphologisch in der ästhetischen Zone gerecht zu werden, sondern auch hinsichtlich der natürlichen Grundzahnfarbe und der individuellen Farbeffekte. Nur so können sich Patienten auch über einen längeren Behandlungszeitraum mit dem ästhetisch sichtbaren Bereich wohlfühlen. Klar, dass ein Langzeitprovisorium trotzdem noch effizient und wirtschaftlich gefertigt werden muss. Denn es bleibt, was es ist: ein Provisorium. Der folgende Implantatfall zeigt, wie mit dem neuen Kompositmalfarbensystem VITA AKZENT LC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) mit geringem Aufwand und ohne viel Tamtam eine dreidimensional wirkende und patientenindividuelle Ästhetik auf einem CAD/CAM-gestützt gefertigten monochromatischen Langzeitprovisorium aus dem Kompositmaterial VITA CAD-Temp (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) realisiert wird.


Die implantologische Herausforderung

Eine jüngere Patientin wurde mit massiven parodontalen Knochenschädigungen in der Oberkieferfront in der Zahnarztpraxis vorstellig. Nach erfolgter parodontaler Therapie zeigten sich die beiden mittleren oberen Inzisiven nicht mehr erhaltungswürdig. Nach Extraktion und Ausheilung wurde in Kombination mit einem Knochenaufbau in regio 11 und 21 implantiert. Der Knochen blieb allerdings auch nach zwei weiteren Augmentationen nicht stabil, weshalb beschlossen wurde, die ästhetischen Defizite nach der langzeitprovisorischen Versorgung mit einer Gingivaplastik zu kompensieren. Als zahntechnische Arbeitsgrundlage diente eine Fixationsabformung der klinischen Situation und die Zahnfarbbestimmung mit VITA classical A1-D4 (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland).


Implantatprothetisches Langzeitprovisorium

In das hergestellte und artikulierte Meistermodell mit Implantatanaloga und Gingivamaske wurde die zugehörige Titanbasis aufgeschraubt und darauf analog das patientenindividuelle Abutment mit optimiertem Emergenzprofil aufgewachst. Mit einer röhrenförmigen Modellierhilfe wurde dabei der Schraubenkanal definiert. Die Materialwahl für die Umsetzung fiel auf sterilisierbares PEEK, da der Werkstoff per se chemisch inert und damit biokompatibel ist. Der knochenähnliche Biegemodul sorgt außerdem für eine Pufferfunktion auf dem starr im Knochen verankerten Implantat. Die weiße Materialfarbe gewährleistet Ästhetik aus der Tiefe. Es folgten die Anstiftung der Wachsmodellation auf der Titanbasis, die Einbettung, das Ausbrennen und das spaltfreie Überpressen der Titanbasis mit PEEK (BioHPP, Bredent, Senden, Deutschland). Das ausgearbeitete und polierte PEEK-Abutment wurde auf das Meistermodell geschraubt und die Situation gescannt (3Shape D710, 3Shape, Kopenhagen, Dänemark). In der CAD-Software wurde anschließend das Provisorium an 11 und 21 aus dem Komposit VITA CAD-Temp 3M2 monoColor verblockt konstruiert und anschließend CAD/CAM-gestützt gefertigt (Zenotec mini, Wieland Dental, Pforzheim, Deutschland).


Zwei langzeitprovisorische Kunststücke

Nach Ausarbeitung und Politur der langzeitprovisorischen Kompositkronen konnte die verspielte und facettenreiche Farbwirkung der verbliebenen natürlichen Zähne unmittelbar am Patientenstuhl im direkten Abgleich mit der natürlichen Zahnhartsubstanz realisiert werden. Zwischenhärtungen wurden mit der Polymerisationslampe durchgeführt. Mit VITA AKZENT LC EFFECT STAINS blue, grey und einem Hauch purple wurde im Bereich der Schneide und an den Flanken eine Transluzenz vorgetäuscht. Für Schmelzrisse wurden winzige Einkerbungen angelegt und einfach mit russet oder white aufgefüllt. Mit den dünnflüssigen Kompositmalfarben ließ sich das unkompliziert realisieren. Fluorosen wurden mit white reproduziert. Der Dentinkern erhielt durch orange und khaki ein lebendiges Schimmern. Auch im Zervikalbereich kam zirkulär ein Hauch von khaki zum Einsatz. Die abschließende Lichthärtung fand 90 Sekunden im Lichtofen statt. Weitere 90 Sekunden Endhärtung waren nach dem flächendeckenden Auftrag von VITA AKZENT LC GLAZE notwendig, um ein homogenes Glanzlevel zu etablieren.


Fazit: neue farbliche Spielräume

Die Kompositmalfarben VITA AKZENT LC machten durch ihre Konsistenz einen zielgerichteten und punktuellen Auftrag möglich. Nach der finalen Endhärtung war keinerlei Schmierschicht auf den Restaurationsoberflächen feststellbar. Generell sollte mit den Farben vorsichtig umgegangen werden, da diese sehr intensiv sind. Im Umkehrschluss ist der Verbrauch der Malfarben gering, da man mit nur wenigen Pinselstrichen das gewünschte Ergebnis erhält. VITA AKZENT LC ist für alle Polymere, Komposite und Hybridmaterialien geeignet. In der Totalprothetik kann also auf Lippenschildern die gingivale Anatomie reproduziert werden. Monolithische Restaurationen aus Komposit und Hybridkeramik können patientengerecht und effizient charakterisiert werden.
Gerade auch für Teleskopkronen sind die Malfarben dank ihrer Intensität das Mittel der Wahl. Da hier mit Primär- und Sekundärkrone gearbeitet wird, besteht automatisch sehr wenig Platz für die Kompositverblendung. Hier kann VITA AKZENT LC als interne Malfarbe verwendet und mit einer dünnen Schicht Schmelzkomposit abgedeckt werden, um diese auch im klinischen Langzeitverlauf gegen die natürliche Abrasion abzuschirmen. Auf dem Dentinkern entstehen so individuelle Farbeffekte und eine natürliche Transluzenzwirkung, ohne dabei Platz zu verschwenden. Mit dünnen Schichtstärken lässt sich also das Maximale herausholen.
Mit den VITA AKZENT LC CHROMA STAINS sind dabei auch flächendeckende Anpassungen der Grundzahnfarbe innerhalb einer Farbgruppe im VITA classical A1-D4 und im VITA SYSTEM 3D-MASTER möglich.


Absolut natürliches Ergebnis

In diesem Fall war der behandelnde Implantologe von dem Ergebnis, das seiner Aussage nach hinsichtlich der Ästhetik mit einer definitiven Versorgung mithalten konnte, absolut begeistert. Auch die Patientin freute sich über die Eingliederung, da für sie der Erfolg und das Ende des Behandlungsmarathons zum ersten Mal greifbar wurde. Die längere therapeutische Übergangsphase konnte dank einer effizienten Charakterisierung mit den Kompositmalfarben VITA AKZENT LC ohne ästhetische Defizite im dentalen Bereich beschritten werden.